Die Frage: Wie nutzt Alsfeld die guten Bedingungen effektiv?
Relative Einigkeit herrschte bei beiden, dass die Rahmenbedingungen nicht so schlecht sind, wie sie auch von Alsfeldern oft gesehen würden. „Alsfeld ist attraktiv und lebendig, dass muss man aber auch den Menschen hier immer wieder verdeutlichen“, stellte Hedrich, der als unabhängiger Kandidat für die SPD ins Rennen gehen wird, klar hervor. Und Paule, der von der CDU nominiert wurde, verwies in seiner Rede darauf, dass die Stadt in vielen Bereichen „gute bis hervorragende Standortfaktoren vorzuweisen habe“. Das gelte sowohl für die harten Faktoren wie Autobahnanschlüsse, Verkehrsanbindung und erschlossene Gewerbeflächen als auch für die weichen Faktoren, wie Kulturangebote und Kinderbetreuung. „Auch tut sich im Bereich Stärkung lokaler Unternehmen unheimlich viel in Alsfeld“, erklärte Paule, allerdings gebe es in den Bereichen Neuansiedlung von Unternehmen viel zu tun. Um dies voranzutreiben, setzt Paule im Fall eines Wahlsieges auf eine verbesserte Vermarktung der Gewerbegrundstücke und einen regelmäßigen Austausch zwischen der Stadt und den heimischen Unternehmen. „Wirtschaftsförderung wird zur Chefsache“, stellte er klar, denn der Bürgermeister müsse erster Ansprechpartner für Unternehmen sein. Zudem wolle er die Wirtschaftsförderung bei der Stadt institutionell verankern, am liebsten in einem eigenen Wirtschaftsförderungs-Amt.
Hedrich möchte die Entwicklung Alsfelds in drei Richtungen forcieren. Baugebiete für junge Familien, Gewerbegebiete für die Unternehmen und lebenswerte Angebote für Senioren gelte es zu schaffen. „Nur dann kann sich Alsfeld in einem gesunden Gleichgewicht weiterentwickeln.“ Um gerade jungen Familien eine Perspektive in Alsfeld bieten zu können, setzt Hedrich auf ein vielschichtiges Jobangebot. Dies sollte auch ein Kriterium bei der Vergabe von Gewerbebauplätzen sein. „Wir sollten nicht den großen Logistiker, der zweifelsfrei einige Arbeitsplätze bringen könnte, als Heilsbringer ansehen“, betont Hedrich mit Blick auf ein Angebot an qualifizierten Jobs für junge Menschen.
Übereinstimmend stellten beide Kandidaten heraus, dass Wirtschaftsförderung immer mit den städtischen Finanzen zusammenhängt. Ein mittelfristiger Haushaltsausgleich hängt für Hedrich aber maßgeblich an Faktoren, die die Stadt nicht beeinflussen kann. Doch sei ein Haushaltsausgleich nicht „um jeden Preis“ anzustreben, „denn es bringt nichts, sich kaputt zu sparen“. Als Beispiel führte er den Kommunalen Schutzschirm an, der der Stadt zwar 18 Millionen Euro Schuldenerlass bringen würde, doch durch die Investitionen der kommenden drei Jahre, die fast ausschließlich Pflichtaufgaben seien, sind die Schulden „ganz schnell wieder da“.
Paule sieht die Chance auf Abbau des strukturellen Defizits von zwei bis drei Millionen Euro jährlich nur durch eine Steigerung der Einnahmen, zum Beispiel durch Gewerbesteuermehreinnahmen aufgrund der Ansiedlung neuer Unternehmen“ gegeben.