Von der Mülltonne in die Steckdose

Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und Vertreter der CDU Alsfeld besuchen die Zentrale des Unternehmens B+T Group im Industriegebiet Ost II.

ALSFELD. „Von der Mülltonne in die Steckdose“, lautet das Motto des Ver- und Entsorgungsunternehmens B+T Group mit Verwaltungssitz im Alsfelder Industriegebiet Ost II. Dies erläuterte das Geschäftsführerehepaar Ralf und Tanja Bohn dem Alsfelder CDU-Bürgermeisterkandidaten Stephan Paule und Vertretern der Alsfelder CDU im Rahmen einer Betriebsbesichtigung.
Hier soll bald erweitert werden. Bürgermeisterkandidat Stephan Paule mit Ralf und Tanja Bohn auf dem Firmengelände im Industriegebiet Ost II.Hier soll bald erweitert werden. Bürgermeisterkandidat Stephan Paule mit Ralf und Tanja Bohn auf dem Firmengelände im Industriegebiet Ost II.
Als Komplettanbieter im Bereich der Abfallentsorgung und Energiegewinnung ist die B+T Group ein Familienbetrieb, der aus zwei Firmen hervorgegangen ist: der Firma Umweltdienste Bohn aus Schwalmtal und der schweizerischen Firma „Terra Nova“. Dabei werden die verschiedenen Geschäftsfelder der Unternehmensgruppe wie Entsorgung, Brennstoffe, Planung und Projektierung von verschiedenen Tochterfirmen an zahlreichen Standorten in Deutschland, der Schweiz und Frankreich wahrgenommen, wobei die meisten Standorte in Hessen liegen. Die Hauptverwaltung, also der „Kopf“ der Unternehmensgruppe, hat seinen Sitz in Alsfeld.

Neben Mitbewerbern wie EON, Remondis oder Veolia gehört die B+T Group mit insgesamt 142 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 112 Millionen Euro zu den kleineren Unternehmen im Bereich der Ver- und Entsorgung. Stoffströme im Umfang von rund zwei Millionen Tonnen jährlich werden durch ca. 300 LKW-Bewegungen am Tag realisiert, erläuterte Geschäftsführer Ralf Bohn. Insgesamt sechs Aufbereitungsanlagen und ein Ersatzbrennstoffkraftwerk im nordhessischen Witzenhausen werden von der Unternehmensgruppe betrieben.
 
Zentrales Thema im Gespräch mit den CDU-Vertretern war der innovative Bereich der Ersatzbrennstoffe, der insbesondere im Vergleich mit herkömmlichen Verfahren zur Abfallentsorgung und -verwertung verglichen wurde. Während bei herkömmlichen Müllverbrennungsanlagen die Entsorgung von Abfall im Vordergrund stehe und überschüssige Energie ein „Nebenprodukt“ der Müllverbrennung darstelle, gehe es bei Ersatzbrennstoffen darum, Wert- und Abfallstoffe zu effizienten Brennstoffen mit dem Ziel der Strom- und Wärmegewinnung aufzubereiten, so Ralf Bohn. Voraussetzung für dieses Verfahren sei ein entsprechend stabiler Großabnehmer für Strom und insbesondere Wärme, denn nur unter dieser Voraussetzung könne ein Ersatzbrennstoffkraftwerk wirtschaftlich betrieben werden. Ein Beispiel hierfür sei das Ersatzbrennstoffkraftwerk der B+T Group am Standort der Papierfabrik in Witzenhausen. Dieses sei so leistungsfähig, dass in ca. 14 Sekunden so viel Abfall verbrannt werde, wie eine Privatperson in einem ganzen Jahr produziere.
 
Bevor Haus- und Industriemüll zum „Ersatzbrennstoff“ würden, durchlaufe der Abfall einen Aufbereitungsprozess, bei dem insbesondere Wertstoffe aus dem Abfall zurückgewonnen würden, so Bohn. Die technischen Aufbereitungsverfahren seien inzwischen so fortgeschritten, dass die vielfach propagierte Mülltrennung in Privathaushalten nur für die Bereiche Glas und Papier noch wirtschaftlichen und ökologischen Sinn mache, sagte der Geschäftsführer auf Nachfrage aus den Reihen der Besucher.
 
Die Firmenzentrale der B+T Group wurde 2009 im Alsfelder Industriegebiet II errichtet, nachdem das Firmenareal am bisherigen Standort zu klein geworden war. Die gute Verkehrsanbindung durch die Autobahn sei hierfür ebenso ein Argument gewesen wie die Verwurzelung des Unternehmens in der Region, erklärte Tanja Bohn. Am Standort Alsfeld arbeiteten zurzeit 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, eine Vergrößerung des Firmengeländes auf rund das Doppelte der derzeitigen Fläche werde aber gerade vorbereitet. Daher werde B+T zum kommenden Ausbildungsjahr auch Ausbildungsbetrieb und wolle zunächst zwei Auszubildende einstellen.
 
Ein großes Anliegen der Geschäftsführung an die Kommunalpolitik sei vor diesem Hintergrund der Erhalt und der Ausbau der Attraktivität Alsfelds und seines Umlandes. Gerade im Bereich der qualifizierten und hochqualifizierten Arbeitsplätze sei es schwierig, genügend Bewerberinnen und Bewerber zu finden, die sich Wohnen und Arbeiten im ländlichen Raum vorstellen könnten. Gerade jüngere Fachkräfte ziehe es in die Ballungsräume, wo neben höheren Verdienstmöglichkeiten auch andere Freizeitangebote für junge Leute attraktiv seien, so das Ehepaar Bohn.
 
Bürgermeisterkandidat Stephan Paule nahm diese Anregung mit Interesse auf. Auch in seinem Programm zur Wirtschaftsförderung spiele die Gewinnung von Fachkräften, z. B. in Kooperation mit den umliegenden Hochschulen in Gießen, Marburg und Fulda, aber auch mit den hervorragenden beruflichen Ausbildungsstätten in Alsfeld und im Vogelsbergkreis eine wichtige Rolle.
 
Für die Attraktivität des Standortes Alsfeld gelte „der Wandel allein ist das Beständige“, so Stephan Paule. Die Altstadtsanierung, in deren Folge Alsfeld zur Europäischen Modellstadt geworden sei, sei vor rund 25 Jahren abgeschlossen worden. Große Entwicklungen habe es seither nicht mehr gegeben. Verbesserungspotential gebe es insbesondere in den Bereichen Sauberkeit und Ansehnlichkeit des Stadtbildes, wo aber schon mit kleinen Schritten ein großer Effekt erzielt werden könne. Gegenüber Geschäftsinhabern und Gastronomen müsse die Stadt in erster Linie als „Dienstleister und Möglich-Macher“ in Erscheinung treten und erst in zweiter Linie als Kontroll- und Ordnungsbehörde. Nur so können gute Ideen aus der Geschäftswelt auch ihre Potentiale entfalten und die Stadt an Attraktivität zurückgewinnen.
 
Am Ende der Besichtigung lobten die Besucher, das Innovationspotential der Unternehmensgruppe B+T, das sie bei ihrem Besuch kennenlernen konnten. „Die Erweiterungspläne der B+T Group am Standort Alsfeld zeigen, dass Alsfeld attraktiv ist und aufgrund seiner Standortvorteile gute Entwicklungschancen hat“, unterstrich Bürgermeisterkandidat Stephan Paule. Im Fall seiner Wahl zum Bürgermeister wolle er sich mit ganzer Kraft für die Verwirklichung dieser wirtschaftlichen Entwicklungschancen für Alsfeld einsetzen, betonte Paule abschließend.