Windkraft in Hattendorf: Kritik am Regionalplan Nordhessen

Bürgergespräch des CDU-Stadtverbandes mit Bürgermeisterkandidat Stephan Paule in Hattendorf.

ALSFELD. Die Situation im Stadtteil Hattendorf und das Thema Windkraft standen im Zentrum des Bürgergesprächs des CDU-Stadtverbandes Alsfeld im Dorfgemeinschaftshaus Hattendorf. Mit dabei war auch Bürgermeisterkandidat Stephan Paule, der sich und sein Programm den Hattendorferinnen und Hattendorfern vorstellte.

Stein des Anstoßes: Ortsvorsteher Norbert Hahn erläutert Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und Berthold Rinner einen Auszug aus dem Teilregionalplan Energie Nordhessen.Stein des Anstoßes: Ortsvorsteher Norbert Hahn erläutert Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und Berthold Rinner einen Auszug aus dem Teilregionalplan Energie Nordhessen.

In einer kurzen persönlichen Vorstellung, präsentierte Bürgermeisterkandidat Stephan Paule Schwerpunkte seines Programms, insbesondere in den Bereichen Wirtschaftsförderung und Verwaltungsmodernisierung. Neben einer Verbesserung der Vermarktung städtischer Gewerbegrundstücke strebt Paule im Bereich Wirtschaftsförderung Initiativen zur Ansiedlung und Existenzgründung von Unternehmen und die Beteiligung an entsprechenden Netzwerken an. „Falls ich gewählt werde, werde ich Wirtschaftsförderung zur Chefsache machen“, so der Kandidat. Paule unterstrich außerdem, dass er im Fall seiner Wahl zum Bürgermeister keine seiner Dienstaufgaben an ehrenamtliche Stadträte übertragen wolle. „Die Bürger erwarten zu Recht, dass ein Bürgermeister für ein volles Gehalt auch die volle Leistung bringt“, unterstrich Paule.

Ortsvorsteher Norbert Hahn stellte den Besuchern die wichtigsten Informationen über Hattendorf vor. Hattendorf habe 548 Einwohner, davon seien rund 150 Personen älter als 60 Jahre. Die ausgewogene Altersstruktur in Hattendorf erkenne man auch daran, dass zurzeit nur zwei Häuser im Ort unbewohnt seien. Insgesamt seien die dörflichen Strukturen in Hattendorf intakt, berichtete Hahn. Zahlreiche Helferinnen und Helfer seien im Ort ehrenamtlich tätig. Dies werde schon dadurch erkennbar, dass jedes Jahr rund 5 000 Euro „Zurück-ins-Dorf-“ (ZiD)-Mittel von ehrenamtlich Tätigen für den Ort erwirtschaftet würden. Insbesondere die ältere Generation wisse, so Hahn, „was es heißt, etwas für die Gemeinschaft zu tun.“
 
Hahn betonte, dass es in der Arbeit für die dörfliche Gemeinschaft keinen Platz für Parteipolitik gebe. Er verstehe sich als „Ortsvorsteher mit Herzblut“ für alle Hattendorfer. Dies bestätigte auch Berthold Rinner: „Politik heißt, für das Gemeinwohl da zu sein“, so Rinner. Auch an Vereinen und Gemeinschaftsaktivitäten mangele es in Hattendorf nicht, berichtete Ortsvorsteher Hahn: Im Ort aktiv seien Sportverein, Schützenverein, Männergesangsverein, Jugendclub, Posaunenchor, Tanz- und Trachtengruppe sowie die Gymnastikgruppe. Die Freiwillige Feuerwehr sei weiterhin aktiv, denn man habe rechtzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und zusammen mit Elbenrod eine gemeinsame Einsatzabteilung gebildet.
 
Wie in vielen Alsfelder Stadtteilen wurde auch die Sicherung des Dorfgemeinschaftshauses von Ortsvorsteher Hahn und von Berthold Rinner angesprochen. Besonderheit in Hattendorf sei die bauliche Einheit des Dorfgemeinschaftshauses mit Jugendraum und Sporttrakt. Wünschenswert seien insbesondere Maßnahmen für eine bessere Wärmedämmung, um den hohen Heizölverbrauch des DGH zu senken. Ein Energiegutachten komme zu dem Schluss, dass Investitionen erforderlich seien, um dauerhaft zu sparen. Ortsvorsteher Hahn lobte auch die Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof: „Dort arbeiten hervorragende Leute, die etwas wollen und etwas können“, sagte Hahn. Es sei Aufgabe der Stadt, diese Mitarbeiter gezielt und für das Gemeinwohl einzusetzen.
 
Als weiteres politisches Großthema sprachen Ortsvorsteher Hahn und weitere Hattendorfer Bürgerinnen und Bürger das Thema Windenergie an. Neben dem Ärger über die geplante Investitionsmaßnahme in der Gemarkung Elbenrod, die nicht den beabsichtigten Planungen der Stadt Alsfeld entspreche und die bereits vor Gericht anhängig sei, wurde auch der Teilregionalplan Energie Nordhessen (Planungsbehörde: Regierungspräsidium Kassel) thematisiert. Hattendorf liege genau an der Grenze des RP Gießen zum RP Kassel. Dem entsprechend hätten Vogelsberger Vertreter, die in der Regionalversammlung Mittelhessen repräsentiert sind, keinen Einfluss auf das Zustandekommen der nordhessischen Planungen nehmen können. Das Ergebnis seien nordhessische Windkraft-Vorrangflächen die unmittelbar an der Gemarkungsgrenze zu Hattendorf ausgewiesen würden.
 
Bürgermeisterkandidat Stephan Paule versprach, das Thema mitzunehmen und Kontakt zum Kasseler Regierungspräsidenten aufzunehmen. Er unterstrich, dass die von Bundesumweltminister Peter Altmeier angestrebte Koordinierung der Energiewende zwischen den Bundesländern der richtige Weg sei. Es sei, so Paule, „Quatsch“, wenn jeder für sich plane und die Küstenländer wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern einen Ausbau der erneuerbaren Energien zur Versorgung des gesamten Bundesgebietes planten, während gleichzeitig die Südländer wie Hessen, Bayern und Baden-Württemberg eine vollständige Selbstversorgung mit erneuerbarer Energie anstrebten. Ein bundesweiter „Masterplan“ sei erforderlich. Die Planungen aller Länder müssten daran angepasst werden, sagte Paule.
 
Niemand wisse, ob nicht in wenigen Jahrzehnten der Energiebedarf der Industrieländer durch erneuerbare Energien aus sonnenreichen Ländern des Nahen Ostens oder Afrikas gedeckt würde. Diese Länder erwirtschafteten ihren Wohlstand zurzeit aus dem Verkauf fossiler Energieträger wie Erdöl. Niemand dürfe glauben, dass die Golfstaaten den Umstieg auf Produktion und Verkauf nachhaltig erzeugter Energieträger verschlafen würden, denn davon hänge ihr eigenes Überleben ab, so Paule. Und dass z. B. die technische Nutzung der Sonnenenergie in diesen Ländern effizienter möglich sei als in Deutschland, sei allgemein anerkannt, ergänze der Bürgermeisterkandidat.
 
Als Bürgermeisterkandidat stehe Paule zu 100 Prozent hinter dem einstimmigen Beschluss der Alsfelder Stadtverordnetenversammlung zur Windkraft. Es gelte der politische Grundsatz, dass Windkraftanlagen dort ermöglicht werden, wo berechtigtes Interesse der betroffenen Bürgerinnen und Bürger dem nicht entgegenstehe. Darüber hinaus gelte, dass Anlagen, von denen die Allgemeinheit, z. B. durch die Verpachtung von kommunalen Grundstücken, profitiere, vorzugswürdig gegenüber rein privat ausgerichteten Investitionsmaßnahmen seien, so der Bürgermeisterkandidat abschließend.