ALSFELD. „Alles, was in den Erdboden verlegt wird“, ist nach Aussage von Geschäftsführer Achim Spychalski-Merle in der heutigen Zeit ein Einsatzgebiet für PE-(„Poly-Ethylen“)-Rohne und damit mögliches Einsatzgebiet für Produkte der Alsfelder Firma PF- Schweißtechnologie GmbH (PFS). Dies erläuterte Spychalski-Merle dem Alsfelder CDU-Bürgermeisterkandidaten Stephan Paule und Vertretern der Alsfelder CDU im Rahmen einer Betriebsbesichtigung.
PE-Rohre haben in den vergangenen Jahren zahlreiche andere Baumaterialen im Tiefbau zurückgedrängt. Leitungen z. B. für Frischwasser, Abwasser, Gas, Kabel oder Leerrohre werden aufgrund der guten Materialeigenschaften sehr häufig aus PE-Rohren erstellt. Das Material ist (z. B. im Vergleich mit PVC) flexibel, aber gleichzeitig stabil und langlebig: Unter Druck haben die Rohre eine Lebensdauer von mindestens 100 Jahren. In anderen Bereichen, z. B. bei Abwasser, beträgt die theoretische Lebensdauer über 400 Jahre.
Für den Einsatz von PE-Rohren sind Produkte, wie sie von PFS hergestellt werden, unerlässlich. So müssen zum Beispiel Rohr-Enden miteinander verbunden werden oder Hausanschlüsse von einer Hauptleitung abzweigen. Hierzu ist es nötig, die verschiedenen PE-Leitungsteile miteinander zu verschweißen. Die dazu notwendigen Geräte, Maschinen und Werkzeuge liefert die Alsfelder Firma PFS.
Geschäftsführer Spychalski-Merle betonte, dass es in diesem Marktsegment nicht auf „die eine geniale Idee“ ankomme. Vielmehr verfüge die Firma über zahlreiche Patente, die in einzelnen Bereichen des Schweißverfahrens und der hergestellten Produkte zum Einsatz kämen. Hierdurch werde der notwendige Qualitätsvorsprung gehalten, der die Firma PFS gegenüber ihren Mitbewerbern auszeichne. Insgesamt gebe es weltweit zehn ernsthafte Mitbewerber auf diesem Markt.
PE-Schweißgeräte werden am Standort Alsfeld von insgesamt 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Bestellung gefertigt. Dabei ist PFS auch Ausbildungsbetrieb mit zurzeit zwölf Auszubildenden.
Der Geschäftsführer Achim Spychalski-Merle hat die Leitung des Unternehmens offiziell zum Jahreswechsel von seinem Schwiegervater Bernd Merle übernommen. Das Thema Wachstum, so Spychalski-Merle, spiele in seinen Planungen für die Zukunft des Betriebes durchaus eine Rolle, und zwar am Standort Alsfeld.
Bernd Merle hatte im Jahr 1997 am Fulder Tor die erste Produktionsstätte eröffnet. Geschäftspartner waren damals und heute die Frank GmbH aus dem südhessischen Mörfelden-Walldorf und die israelische Firma Plasson Ltd. Beide Firmen sind bis heute auch die wichtigsten Kunden von PFS. Im Jahr 2002 war das heutige Betriebsgebäude in der Karl-Bröger-Straße im Alsfelder Industriegebiet West erworben und saniert worden. 2003 erfolgte der Umzug. In den Jahren 2006 bis 2008 wurde das Firmengebäude auf die heutige Größe erweitert.
Den erheblichen Einbruch, den die Branche aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2010 erlebt habe, habe auch PFS betroffen, erklärte Spychalski-Merle. Mittlerweile habe der Umsatz jedoch wieder den Stand des Jahres 2007 erreicht. Hauptgrund für die Krisenfestigkeit des Unternehmens sei, dass man sich traditionell auf die eigenen Stärken und das eigene Kerngeschäft konzentriere. Arbeiten, die nicht zu diesem Kerngeschäft gehörten, würden als Aufträge an andere Unternehmen, besonders auch in der Region, vergeben.
Spychalski-Merle, der sich auch ehrenamtlich für die Wirtschaftsförderung in Alsfeld engagiert, sprach gegenüber den Kommunalpolitikern auch die für ihn zentralen Fragen in diesem Bereich an: Neben der Aufgabe, Alsfeld im Sinne eines Standortmarketings positiv in der Presse und in der Öffentlichkeit zu vermarkten, müssten insbesondere die Netzwerke der heimischen Wirtschaft, also deren Kontakte zu anderen Wirtschaftsunternehmen, genutzt werden. Die Gewinnung von qualifiziertem Nachwuchs, insbesondere von Technikern und Ingenieuren, sei eine weitere wichtige Aufgabe.
Dies unterstrich auch Bürgermeisterkandidat Stephan Paule. Alsfeld habe zwischen den Hochschulstandorten Fulda, Gießen und Marburg eigentlich eine günstige Position. Es müsse künftig gelingen, junge Absolventen davon zu überzeugen, dass ein Umzug nach Alsfeld keine Einbußen in der Lebensqualität gegenüber den Ballungszentren in Mittel- und Südhessen mit sich bringe.
In der Wirtschaftsförderung müsse Alsfeld auf die Unterstützung erfolgreicher heimischer Unternehmen, auf die Neuansiedlung auswärtiger Firmen und auf Unternehmensgründungen setzen. Auf diese Bereiche wolle er im Fall seiner Wahl zum Bürgermeister den Schwerpunkt seiner Arbeit legen. „Neben den bekannten harten und weichen Standortfaktoren müssen die Kompetenzen der Unternehmen vor Ort von der Politik stärker für die Wirtschaftsförderung eingesetzt werden“, sagte Paule. Gerade das Beispiel der Firma PFS mache deutlich, dass innovative Industrien mit anspruchsvollen Arbeitsplätzen auch in der Alsfelder Region eine hervorragende Zukunft haben.