Kreislaufwirtschaft für Nachhaltigkeit

Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und Vertreter der CDU Alsfeld besuchen den landwirtschaftlichen Bio-Betrieb Kasper in Liederbach.

ALSFELD. Die besonderen Merkmale eines Bio-Betriebs im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft waren Thema bei der Betriebsbesichtigung des Hofs Kasper in Liederbach durch Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und Vertreter der Alsfelder CDU. Dabei erhielten die Kommunalpolitiker einen interessanten Einblick in die Arbeit des Hofes, die insbesondere durch die sogenannte „Kreislaufwirtschaft“ höchste ökologische Standards erfüllt. Der Hof Kasper ist ein Familienbetrieb, in dem neben Vater Karlheinz und Sohn Robert auch ein hier ausgebildeter, festangestellter Mitarbeiter tätig ist. Mutter Marlies Kasper betreibt außerdem einen Bio-Hofladen mir eigener Bäckerei.

Betriebsbesichtigung. Robert Kasper (2. v. r.) erläutert seinen landwirtschaftlichen Betrieb.Betriebsbesichtigung. Robert Kasper (2. v. r.) erläutert seinen landwirtschaftlichen Betrieb.

Juniorchef Robert Kasper erklärte den Gästen das wirtschaftliche Hauptstandbein des Betriebs, die Zucht von Rindern der Rasse Limousin. Der Hof Kasper ist vom Demeter-Anbauverband als biologisch-dynamisch wirtschaftender Betrieb zertifiziert. Die Wirtschaftsweise muss daher Standards erfüllen, die weit über die Mindeststandards des EU-Biosiegels hinausgehen.

Kasper erläuterte, dass es ein Grundsatz der biologisch-dynamischen Landwirtschaft sei, dass ein Betrieb sich weitgehend aus sich selbst heraus erhält. Dies beschreibt Kasper mit dem Begriff „Kreislaufwirtschaft“. Bis auf wenige Ausnahmen werde alles, was der Betrieb benötigt, selbst produziert. Dies gelte insbesondere für Futtermittel und den Verzicht auf Mineraldünger.
 
Für die Tierproduktion bedeutet biologisch-dynamische Landwirtschaft, dass die Rinder unter möglichst naturnahen Bedingungen gehalten werden. Hierzu gehören das Zusammenstehen von (Zucht-)Bulle, Mutterkühen und Kälbern sowie die Tatsache, dass die Tiere von Frühjahr bis Herbst auf Viehweiden im Freien gehalten werden. Im Winter wird die rund 160-Köpfige Rinderherde im Stall auf dem Hof in Liederbach untergebracht. Der Stall, der mit Stroh ausgestreut ist, wird regelmäßig gemistet. Der Kuhmist dient wiederum als Dünger für die Pflanzenproduktion. Hauptabnehmer der Rinder des Hofs Kasper sei eine Bio-Metzgerei in Kassel.
 
Die landwirtschaftlichen Anbauflächen werden in einem Sieben-Jahres-Zyklus bewirtschaftet (Klee, Klee, Weizen, Hafer, Bohnen, Weizen/ Dinkel, Roggen). Hierdurch werden Nährstoffe dem Boden nicht dauerhaft entzogen und die Bodenqualität verbessert sich. Auf chemische Unkrautbekämpfung könne ebenfalls verzichtet werden, so Kasper. Insgesamt seien die Ernteerträge pro Hektar etwas niedriger als in der konventionellen Landwirtschaft. Dieser scheinbare Nachteil werde aber für eine bessere Produktqualität in Kauf genommen.
 
Der Liederbacher Hof Kasper hatte unter Roberts Vater Karlheinz als einer der ersten Betriebe der Region auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Seinerzeit sei man noch auf viel Unverständnis seitens der konventionell arbeitenden Berufskollegen gestoßen. Mittlerweile habe ich das Klima jedoch verändert, insbesondere aufgrund der Nachfrage der Verbraucher nach Bio-Produkten. Einen „langen Atem“ benötigen Betriebe dann, wenn sie von konventioneller Wirtschaft auf biologisch-dynamische Landwirtschaft umstellen. Erst nach zwei Jahren biologisch-dynamischen Arbeitens lasse der Demeter-Anbauverband die Produkte zum Verkauf unter seinem Gütesiegel zu. So lange müsse ein umstellungswilliger Betrieb die geringeren Erträge in Kauf nehmen, ohne dafür die entsprechenden Preise für Bio-Produkte erzielen zu können.
 
Die CDU-Vertreter freuten sich über den Einblick, den sie in die Arbeit eines biologisch-dynamisch wirtschaftenden Betriebs gewinnen konnten. Für den Erhalt einer bäuerlichen Infrastruktur „wie sie für den Vogelsberg prägend ist“, so Bürgermeisterkandidat Stephan Paule, ist die Vielfalt landwirtschaftlicher Betriebe eine wichtige Voraussetzung. Der Erhalt ländlicher Strukturen und unserer Kulturlandschaft hänge untrennbar mit einer gesunden heimischen Landwirtschaft zusammen. „Daher bin ich froh, dass es neben den konventionell arbeitenden Betrieben auch einen erfolgreichen Pionier der ökologischen Landwirtschaft in Alsfeld gibt,“ sagte Paule abschließend.