Das Interesse an Politik wurde im Elternhaus geweckt
Während der Schulzeit hatten Paule, Euler und Georg noch keine Ambitionen auf ein Bürgermeister-Amt - Vielmehr prägte das private Umfeld
OZ : Sie kommen alle aus dem eher konservativen Lager - hat das mit der Schulzeit zu tun?
Georg: Ich bin ja jetzt der von uns Dreien, der der CDU eigentlich am fernsten steht. Ich bin als CDU/FWG-Kandidat angetreten, habe so den Wahlkampf bestritten und bin auch so gewählt worden. Aber ich bin letztendlich Freier Wähler. Jemand zu sein, der gewisse Grundansichten hat, die sicherlich im ein oder anderen Themenbereich konservativ sind - das weise ich nicht von mir. Aber ich sage auch ganz bewusst: Ich bin auf kommunaler Ebene Freier Wähler. Das gilt auch für die nächsten Jahre und Jahrzehnte - ich mache Kommunalpolitik nur als Freier Wähler.
Das hat nichts damit zu tun, dass ich parteipolitisch orientierungslos wäre, aber zumindest für meine Gemeinde kann ich sagen: Wir hatten in Schwalmtal lange genug Diskrepanzen zwischen den politischen Lagern und wir kommen nicht weiter, wenn man Lagerpolitik macht. Und deshalb, wie gesagt, konservativ vielleicht in manchen Ansichten, aber längst nicht in allen und deshalb auf kommunaler Ebene überzeugter Freier Wähler.
OZ: In der Oberstufe und nach dem Abitur war es doch völlig unpopulär, nicht links zu sein, oder?
Georg: Ich war nicht links, aber auch nicht rechts, vielleicht manchmal konservativ im Auftreten, das mag sein. Ich war damals, muss ich sagen, eher unpolitisch. Klar, ich habe einen GK-Leistungskurs gehabt, der war aber eher geschichtlich orientiert: 20. Jahrhundert. Wir haben da heftig diskutiert, muss sich sagen. Aber zu keinem Zeitpunkt hätte ich gesagt, ich gehe strikt in die eine oder andere Richtung. Was ich nicht hatte, waren längere Haare...
Wenn es nur die Unterscheidung zwischen „links“ und „nicht links“ gibt, dann war ich wohl eher nicht links, auch wenn das vielleicht unpopulär gewesen sein mag.
OZ: Wie war das bei Ihnen, Herr Euler? Waren sie damals schon politisch interessiert.
Euler: Politisch interessiert auf jeden Fall. Ich war ja auch vor meiner Zeit als Bürgermeister Stadtverordneter in Grebenau. Ich bin seit 2002 CDU-Mitglied. Bei mir ist das genau umgekehrt: Ich war auch Kandidat von CDU/FWG, aber halt CDU-Mitglied. Ich sehe das ein Stück weit anders als der Timo, weil wir auf der kommunalen Ebene so enge Handlungsspielräume haben, dass wir gar nicht großartig die Möglichkeit haben zu sagen, wir machen konservative Politik, wir machen sozialdemokratische Politik. Wir sind so strukturiert von den Rahmenbedingungen und von unseren haushaltären Zwängen, dass wir eigentlich nur im Prinzip die Dinge machen können, die nötig sind. Auf dieser kommunalen Ebene dann von SPD, CDU und FWG zu sprechen - da habe ich immer so ein bisschen Bauchweh. Das kann man vielleicht auf Kreisebene machen. Ich sehe es so, dass man auf der kommunalen Ebene normalerweise mit gesundem Menschenverstand 95 Prozent einstimmige Beschlüsse haben sollte.
OZ: Sie sagten, Sie waren politisch interessiert. Kam das durch die Schule, kam das durch Ihr Elternhaus?
Euler: Das kam eigentlich mehr übers Elternhaus. Wobei da keiner parteipolitisch engagiert war, aber Politik hat mich schon immer interessiert und ich war nicht nur Stadtverordneter, ich war auch im Ortsbeirat. Dass das dann mit dem Bürgermeisteramt geklappt hat, das sind ja Dinge, die man nicht planen kann. Man kann ja als Jugendlicher nicht sagen, ich will mal Bürgermeister werden. Diese Gelegenheit muss sich ergeben, es sind viele Faktoren, die dann zusammenkommen müssen. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, muss man für sich abwägen: Werfe ich jetzt meinen Hut in den Ring oder nicht? Ja, letztes Jahr hat sich die Gelegenheit ergeben...
OZ: Herr Paule, jetzt sind Sie an der Reihe: Wie war das bei Ihnen?
Paule: Das mit dem politischen Haushalt stimmt auch, meine Mutter war lange Jahre Stadtverordnete in Romrod - für die SPD.
OZ: Das sind wir beim Punkt: Sie waren mal bei den Jusos, oder?
Paule: Ja, ja, es gab ja in Alsfeld zur Schulzeit keine andere aktive politische Jugendorganisation. Zu dem Zeitpunkt gab´s zumindest keine Ortsgruppe Alsfeld der Jungen Union oder so etwas, sodass man sich hätte entscheiden können. Also: Wenn man politisch interessiert ist, wo schnuppert man rein? Bei den Jusos. Ich habe dann aber im Lauf von etwa einem Jahr gesehen, dass ich bei so Themen wie zum Beispiel Drogenpolitik die Ziele der Jusos nicht teilen kann und dann habe mich auch wieder verabschiedet.
Wie gesagt: Politisch von zu Hause durchaus interessiert und auch vorgeprägt, es war nicht so, dass ich irgendwie voreingenommen gegen die SPD gewesen wäre, dass ich einen Kontrapunkt gegen die Eltern setzen wollte. Mein eigenes Reinschnuppern in die Politik in Alsfeld hat mich, zumindest was die Jusos angeht, erkennen lassen, dass das nicht meine Inhalte sind, und ich bin dann am Ende meiner Ausbildung nach dem Studium im Referendariat 2002/2003 in die CDU eingetreten. Da ging es natürlich auch - beruflich geprägt - ganz klar um Schulpolitik. Ich war in Fulda Referendar, ich habe die Schullandschaft dort kennengelernt, ich habe auch gesehen, was dort funktioniert, und habe die Gegenmodelle gekannt und gesagt: Okay, das ist zumindest eine politische Ausrichtung, mit der ich mich 50 Prozent plus 1 identifizieren kann. Und wenn man sich engagieren möchte, was ich ja dann kommunalpolitisch auch in Romrod gemacht habe, dann braucht man eine politische Heimat und da habe ich mir dann die CDU ausgesucht.
Parteipolitisches Engagement und Kandidatur für ein kommunales Wahlamt - die beiden Vorredner haben es ja schon gesagt: Alsfeld ist, ich glaube, ein Stückchen anders als die umliegenden Kommunen. Es bildet, so sehe ich es zumindest, viel stärker ein Abbild auch des größeren Ganzen ab (...), deshalb ist es hier (...) immer auch so, dass Politik stärker durch die Organisation getragen wird, für die man ins Rennen geht. Die Diskussion bei der Bürgermeisterwahl 2007, als Herr Künz als CDU-Kreisvorsitzender als freier Bewerber antrat, hat auch für mich die Entscheidung noch mehr reifen lassen, zu sagen, ich habe eine Partei, der ich angehöre, mit der ich mich politisch identifiziere und für die ich antrete. Natürlich möchte ich Positionen vertreten, die bei einer breiten Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich Anklang finden, ich möchte auch gewählt werden, weil ich ordentliche inhaltliche Positionen vertrete, nicht zwingend, weil ich nur der CDU angehöre, aber trotzdem will ich diese, meine politische Heimat doch nicht verleugnen.