Bei Hochwasser „ist der Acker im Dorf“

Bürgergespräch des CDU-Stadtverbandes mit Bürgermeisterkandidat Stephan Paule in Heidelbach.

ALSFELD. Hochwassersicherheit, der Fortbestand und die Zukunftssicherheit für das Dorfgemeinschaftshaus Heidelbach sowie das Thema Straßenbeiträge waren zentrale Themen beim Bürgergespräch des CDU-Stadtverbandes mit Bürgermeisterkandidat Stephan Paule, im Saal des Heidelbacher Dorfgemeinschaftshauses. Wie der CDU-Stadtverband in einer Presseerklärung mitteilt, freute sich Vorsitzender Bernhard Schmidt besonders über die rege Teilnahme von rund 25 Besucherinnen und Besuchern, darunter auch drei Neumitglieder der Alsfelder CDU.

Bürgergespräch. Heidelbacher Bürger im Gespräch mit Bürgermeisterkandidat Stephan Paule (hintere Reihe, 7. v. r.) und Vertretern der Alsfelder CDU.Bürgergespräch. Heidelbacher Bürger im Gespräch mit Bürgermeisterkandidat Stephan Paule (hintere Reihe, 7. v. r.) und Vertretern der Alsfelder CDU.

Zur Begrüßung stellte Stephan Paule sich und sein Programm den Heidelbachern vor. Neben seinem Schwerpunkt Wirtschaftsförderung thematisierte Paule die Aktion „Mein Herz schlägt für Alsfeld“. Ohne die Nennung von Partei oder Wahlkampfthemen solle bei dieser Aktion ein Bekenntnis zu Alsfeld für alle Bürgerinnen und Bürger im Vordergrund stehen.

Ortsvorsteher Dietmar Herrmann erklärte den Besuchern die wichtigsten Informationen zum Stadtteil Heidelbach. Mit 249 Einwohnern gehöre Heidelbach zu den kleinen Alsfelder Stadtteilen. Vereinsleben und Ortsgemeinschaft funktionierten jedoch außerordentlich gut. Dies sei nicht nur daran sichtbar, dass es zurzeit keine bekannten Gebäudeleerstände im Dorf gebe. Der gute Zusammenhalt sei auch besonders sichtbar in der regen Nutzung und im Engagement der Heidelbacher für ihr Dorfgemeinschaftshaus. So hätten die örtlichen Vereine in den vergangenen Jahren mehrere Tausend Euro aus eigenen Mitteln in das DGH investiert. Hinzu kämen viele Stunden ehrenamtlicher Eigenleistung der Bürgerinnen und Bürger. Die Heizung sei erneuert worden, ebenso das Dach über den Toiletten. Auch das jährliche Defizit des DGH sei um zwei Drittel reduziert worden, unterstrich der Ortsvorsteher.
 
Die im DGH befindliche Gaststätte sei die einzige in Heidelbach. Sie sei jeden Abend, außer dienstags, geöffnet und werde von den Heidelbacher Bürgern gut angenommen. Auch der Saal des Dorfgemeinschaftshauses sei regelmäßig durch Aktivitäten der örtlichen Vereine belegt. Ortsvorsteher Herrmann erklärte, durch einen seinerzeitigen Beschluss der Alsfelder Stadtverordneten der Weiterbestand des Heidelbacher DGHs gesichert werden sollte. Die Ortsgemeinschaft hatte sich im Gegenzug zu einer Reduzierung des jährlichen Defizits verpflichtet. Dies sei auch in jedem Jahr gelungen, betonte Herrmann. Als Folge müssten unter anderem auch die örtlichen Vereine für die Benutzung des DGH zahlen.
 
Im Ort mache man sich jedoch Sorgen um die Zukunft des Dorfgemeinschaftshauses, sagte der Ortsvorsteher. Das Dach müsse saniert werden, wofür auch ein Investitionszuschuss der Stadt zu erwarten sei. Im Rahmen dieser Maßnahme solle auch eine Photovoltaikanlage installiert werden. Die Vereine stünden bereit mit Eigenmitteln und mit eigener Arbeitskraft die Maßnahme mit umzusetzen. Wenn jedoch, dem Vernehmen nach durch die Teilnahme Alsfelds am kommunalen Schutzschirm, der Fortbestand des DGH nicht mittelfristig gesichert sei, mache eine Investition keinen Sinn.
 
Bürgermeisterkandidat Stephan Paule und CDU-Vorsitzender Bernd Schmidt bekannten sich klar zum Erhalt der DGHs, in denen ein so großes ehrenamtliches Engagement wie in Heidelbach festzustellen sei. Gerade dort, wo es keine Gaststätten oder andere Sozialräume gebe, sei der Erhalt der Dorfgemeinschaftshäuser für die Ortsgemeinschaften unverzichtbar. Stephan Paule erklärte, dass die Teilnahme am kommunalen Schutzschirm nicht bedeute, dass nun das Land die Schließung der Alsfelder DGHs verlange. Vielmehr seien in den bisher bekannten Papieren zum kommunalen Rettungsschirm auch mittelfristig städtische Investitionen in die DGHs vorgesehen.
 
Einen weiteren zentralen Punkt des Bürgergesprächs stellten die Maßnahmen zum Erhalt und zur Sanierung der Straßen in Heidelbach dar. Insbesondere die Reduzierung des zulässigen Fahrzeuggewichts bei der Brücke in Richtung Schrecksbach sei ein örtliches Ärgernis, betonte Dietmar Herrmann. LKWs und bestimmte landwirtschaftliche Fahrzeuge dürften die Brücke nicht mehr benutzen. Dies führe bei ortsfremden LKWs zu komplizierten und langwierigen Wendemanövern, wenn sie vom Navigationsgerät zunächst auf die Kreisstraße nach Schrecksbach geleitet worden seien.
 
Auch die Instandhaltung kommunaler Straßen wurde thematisiert. Man sei sich bewusst, so Ortsvorsteher Herrmann, dass „sicher nicht alles sofort machbar ist“, aber an manchen Stellen warte man schon seit Jahren auf eine Reparatur. Die Rückmeldung der Verwaltungsspitze und die Weiterleitung von Heidelbacher Anliegen an die zuständigen Fachbereiche dauerten z. T. recht lange. Ausdrücklich gelobt wurde hingegen die Zusammenarbeit des Ortes mit dem städtischen Baubetriebshof.
 
Beim Thema Straßenreparatur erläuterte Bürgermeisterkandidat Stephan Paule die Folgen, die sich für die Bürgerinnen und Bürger ergeben, wenn grundhafte Sanierungen erforderlich werden. In diesen Fällen sei die Stadt verpflichtet, je nach Einstufung der Straße, 25 bis 75 Prozent der Sanierungskosten auf die Anlieger umzulegen. Hier im ländlichen Raum, wo wenige Anlieger an langen Straßen wohnten, könne dies im schlimmsten Fall Belastungen von mehreren Tausend Euro pro Haushalt bedeuten. Daher sei es wichtig, dass durch kontinuierliche Instandhaltungsmaßnahmen und kleine Reparaturen ein grundhafter Sanierungsbedarf möglichst vermieden werde, unterstrich Paule.
 
Seit wenigen Tagen habe der Landesgesetzgeber zudem die Möglichkeit geschaffen, in Kommunen so genannte „wiederkehrende Straßenbeiträge“ einzuführen, erklärte Paule weiter. Nach dem Modell einer „Globalberechnung“ könnten dann alle Grundstücksbesitzer einer Stadt, nicht nur die Anlieger der betreffenden Straße, zu Beiträgen herangezogen werden. Dies führe pro Grundstück natürlich zu einer wesentlich geringeren finanziellen Belastung. Gleichzeitig steige dann aber die Versuchung für politische Entscheidungsträger, nicht die kostengünstigste Ausbauvariante für die Sanierungsmaßnahme zu wählen. Langfristig könne eine solche Lösung also in der Summe teurer für die Bürger sein als eine direkte Veranlagung. Paule plädierte dafür, die Bewertung der neuen Rechtslage durch die kommunalen Spitzenverbände abzuwarten. Erfahrungen anderer Kommunen mit der neuen Möglichkeit müssten ebenfalls abgewartet werden, bevor in Alsfeld eine Entscheidung getroffen werden könne, so Paule.
 
Ein in Heidelbach von Vielen beklagtes Problem war die Hochwasserproblematik. Zahlreiche anwesende Bürger trugen vor, dass der Ort in den letzten Jahren besonders viele Hochwasservorfälle habe erdulden müssen. Problematisch sei die topographische Lage, umgeben von drei Bergen und die Größe des Einzugsgebiets der Heidelbacher Wasserläufe. Bei stärkeren Niederschlägen könnten Gräben und Abwasserkanäle die Wassermenge nicht mehr fassen. Zudem werde Erde von umliegenden Landwirtschaftsflächen mitgeführt. „Dann haben wir den Acker im Dorf,“ so Ortsvorsteher Herrmann. Ein funktionierendes Konzept zum Hochwasserschutz sei noch nicht vorgelegt worden. Die Vorschläge des Ortsbeirates seien in diesem Zusammenhang von der Stadt auch nicht aufgegriffen worden.
 
Wie in beinahe allen vorhergehenden Bürgergesprächen wurde vom Ortsbeirat vorgebracht, dass Ortsvorsteherdienstversammlungen zurzeit nicht regelmäßig genug vom Bürgermeister durchgeführt würden. Bürgermeisterkandidat Stephan Paule versprach, im Fall seiner Wahl solche Dienstversammlungen wieder regelmäßig durchzuführen. Es gehe dabei nicht nur um den Austausch zwischen Bürgermeister und Ortsvorstehern, sondern auch um den Erfahrungsaustausch der Ortsvorsteher untereinander, sagte der Bürgermeisterkandidat abschließend.